OKR in der Praxis – Im GesprĂ€ch mit Laura Wirxel von Fressnapf

Organisational Development & Strategy Implementation / OKR Governor bei Fressnapf

Happier Pets. Happier People. Das ist die Vision des europĂ€ischen MarktfĂŒhrers fĂŒr Heimtierbedarf Fressnapf. Ob OKR auch zu Happier Employees fĂŒhrt, haben wir in diesem Praxisinterview nicht beleuchtet. DafĂŒr berichtet Laura Wirxel, wie OKR bei Fressnapf in der Praxis gelebt wird, was die GrĂŒnde fĂŒr die EinfĂŒhrung waren und was “OKR by Fressnapf” besonders macht. Hier geht’s zum Artikel. 

Heute im Interview

  • Laura Wirxel, Managerin Organisational Development & Strategy Implementation / OKR Governor bei Fressnapf
  • Die Fressnapf-Gruppe ist MarktfĂŒhrer im Heimtierbedarf in Europa. 
  • Seit 2021 wird mit Hilfe von Objectives & Key Result (OKR) die Strategieumsetzung vorangetrieben. 

Christina: Wie setzt ihr OKR bei Fressnapf um?

Laura: Aktuell sind bei uns ca. 600 Mitarbeitende in den OKR-Prozess involviert. Da ist eine gewisse Dynamik drin, da wir OKR insbesondere zur Umsetzung unserer Strategie nutzen und sich die Zahl der teilnehmenden Teams in jedem Zyklus unterscheiden kann. Manchmal werden beispielsweise explizit cross-funktionale Teams fĂŒr ein Umsetzungsthema zusammengesetzt. OKR gibt dem Team dabei eine klarere Struktur zum Vorgehen und es kann so schneller und zielgerichteter zusammenarbeiten.

 

Seit der EinfĂŒhrung 2021 haben wir eine Community mit rund 45 OKR-Mastern aufgebaut, die die 60-70 Teams je Zyklus begleitet. Dabei war uns zu Beginn wichtig, dass diese aus den unterschiedlichsten Bereichen kommen, um eine hohe Akzeptanz in der Organisation zu erreichen, aber gleichzeitig sollten sie auch nicht in ihren eigenen Bereichen unterstĂŒtzen, um mögliche Interessenkonflikte zu vermeiden. Heute haben wir das aufgeweicht, weil es durchaus ein Vorteil sein kann, an inhaltlichen Themen besser andocken zu können. 

Mein Kollege Niklas Hegmans und ich fungieren als OKR-Governor.  Diese Begrifflichkeit entstand, weil wir eine “Governance fĂŒr OKR” aufgesetzt und eingefĂŒhrt haben und diese Überwachen. Wir sind die zentrale Anlaufstelle fĂŒr Fragen rund um OKR und wissen beispielsweise, welche Teams im Framework arbeiten, ob Teams im Zyklus neu mit OKR starten oder unter UmstĂ€nden weggefallen sind, wir betreuen die OKR-Master Community und steuern den Gesamtprozess im Unternehmen weiter durch. 

 

 

Christina: Was sind die GrĂŒnde, warum ihr OKR eingefĂŒhrt habt? 

Laura: Wir nutzen OKR insbesondere als Rahmenwerk, um die grĂ¶ĂŸte Transformation der Unternehmensgeschichte im Unternehmen zu meistern. Fressnapf entwickelt sich vom Versorger zum Umsorger und damit vom klassischen EinzelhĂ€ndler zum Anbieter einer Rund-um-Sorglos-Welt rund ums Haustier, in dem wir die WĂŒnsche unserer Kundschaft rund um die Uhr und auf allen Touchpoints erfĂŒllen. Wir nennen das „unser Fressnapf-Ökosystem“. Alle KanĂ€le und damit auch Mitarbeitende miteinander zu verbinden, ist natĂŒrlich sehr komplex. Und genau hier hilft uns OKR, die gesetzte Strategie zu kommunizieren und umzusetzen. Heute ist es viel transparenter, wo wir hin und wie wir zusammenarbeiten wollen, um das zu erreichen. Wir erleben OKR als sehr einfaches Tool, um Zusammenarbeit im Team zu strukturieren, und zwar sowohl in funktionalen als auch in crossfunktionalen Teams. Die Themen, an denen gearbeitet wird, sind viel sichtbarer und Mitarbeitende wollen explizit, dass ihre Themen in unserem OKR-Tool auftauchen. 

 

RĂŒckblickend haben wir durch die klare Fokussierung von OKR auf die Strategieumsetzung auch implizit VerĂ€nderungen anderer Art angestoßen. Es gibt eine viel aktivere Arbeit rund um und mit unserer Strategie. FĂŒhrungskrĂ€fte kommunizieren diese viel klarer und hĂ€ufiger als vor der EinfĂŒhrung von OKR. Gleichzeitig fragen Teams viel stĂ€rker nach, da sie die strategische Ausrichtung verstehen wollen, um abzuleiten, wie ihr Wertbeitrag aussehen kann. Vereinfacht gesagt: Einmal ein paar Slides zeigen, reicht nicht mehr aus. Jeder OKR-Zyklus fĂŒhrt immer wieder dazu, sich mit der Strategie auseinanderzusetzen und diese zu kommunizieren. 

 

Christina: Wie habt ihr es geschafft, dahin zu kommen, wo ihr jetzt seid? Was sind die Highlights in eurem “OKR by Fressnapf”- Ansatz? 

Laura: Ein wichtiges Element ist sicherlich unsere Community an engagierten OKR-Mastern. Sie besteht aus einem guten Mix an Menschen, Erfahrungen und Sichtweisen. Das bietet natĂŒrlich wertvolle Einsichten, wie wir OKR fĂŒr uns stetig weiterentwickeln und fĂŒr uns anpassen können, beispielsweise wie wir die Rolle der FĂŒhrungskraft im Rahmen von OKR sehen. Auch der Support des Managements und unserer FĂŒhrungskrĂ€fte ist essentiell fĂŒr den Erfolg von OKR bei Fressnapf. Wir nutzen Moals (Midterm Goals) und Artefakte, die die notwendige Orientierung fĂŒr die jeweilige Zyklusplanung geben. Mit Artefakten meinen wir 3-4 „Gebrauchsanweisungen“ fĂŒr das Moal. Die FĂŒhrungskrĂ€fte geben ihrem Team vor den Plannings ein kurzes Framing auf Basis unserer Moals und Artefakte. Dabei werden Fragen beantwortet wie: Was ist im kommenden Zyklus fĂŒr unser Team besonders relevant? Was können wir außen vorlassen? Welche Entwicklungen im Unternehmen sind aktuell wichtig fĂŒr uns? Die FĂŒhrungskraft kommuniziert so aktive die Strategie, zugeschnitten auf das Team, das dann in sein OKR Planning starten kann. Denn im OKR-Planning lassen wir die FĂŒhrungskrĂ€fte bewusst raus und befĂ€higen so die Teams sich mit der Strategie auseinander und ihre Ziele selbst zu setzen.  

 

Wir setzen mittlerweile auch immer wieder auf gemeinsame Plannings mit ganzen Bereichen. Wir haben das zum Beispiel im People-Bereich als sehr hilfreich erlebt, da viele Themen teamĂŒbergreifend besser greifbar werden. Nach den Plannings machen wir ein Barcamp in der Alignment-Woche. Dort bringen wir alle Teams zusammen. Das Barcamp findet parallel in mehreren digitalen Streams statt. Die Teams stellen dabei kurz ihre OKRs vor und erhalten Fragen und Feedback der anderen Teams. 

 

 

Christina: Was könnte besser laufen?   

Laura: NatĂŒrlich lĂ€uft bei uns auch nicht alles perfekt. Wir könnten noch fokussierter sein und manchmal ist es auch gar nicht so einfach, Jahresziele zu definieren, die wirklich Jahresziele sind. Ebenso – und das ist wahrscheinlich auch ein Klassiker – versuchen wir hin zu mehr Outcome-Orientierung und weg von Aufgabenlisten zu kommen. 

Wir als OKR-Governor stellen uns gerade die Frage, wie wir den Mehrwert von OKR noch transparenter machen können. Wir sehen, dass das Rahmenwerk gut angenommen wird, dass wir eine gute Nachfrage haben und FĂŒhrungskrĂ€fte es als wichtiges Kommunikationswerkzeug sehen. Dennoch wollen wir es auch noch schaffen, den Return on Invest besser greifbar zu machen. 

 

Christina: Wenn wir uns in fĂŒnf Jahren wieder treffen wĂŒrden, wie glaubst du, dass es um das Rahmenwerk OKR steht? Welche Zukunft prophezeist du OKR? 

Laura: Ich bin mir sehr sicher, dass es OKR noch gibt. Ich sehe aktuell keine Alternative zur Strategiekommunikation. Ich erlebe OKR als eine einfache Art und gleichzeitig strukturierte Weise, Mitarbeitende einzubinden. 

 

Christina: Herzlichen Dank fĂŒr den Einblick und den inspirierenden Austausch!

 

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